Im letzten Blog schloss ich mit der These:
Die gemeinschaftliche Entwicklung einer Gesellschaft erfordert nicht nur gemeinschaftlich handelnde Individuen, sondern auch individuell handelnde Individuen. Genauso wie die individuelle Entwicklung einer Gesellschaft auch immer das gemeinschaftlich handelnde Individuum benötigt.
Dazu merkte ich an, dass diese Entwicklung einen eigenen Raum benötigt. Auf diese Räume möchte ich heute näher eingehen. Beginnen wir mit dem Raum für individuelle Entwicklung. Der optimale Raum für individuelle Entwicklung ist liberal und rechtssicher. Die Liberalität ist erforderlich, damit z.B. politische Vorgaben die individuelle Entwicklung nicht behindern. Wer also Idee, Kapital und Kraft für das Verfolgen von Unternehmungen zum eigenen Vorteil hat, sollte diese auch verfolgen dürfen. Werden Ideen behindert, indem zum Beispiel in der Bildung ein gewisses Schema indoktriniert wird, ist die individuelle Entwicklung in der Regel entweder im Schema oder als Protest gegen das Schema möglich. Ähnlich ist es mit dem Kapital für die Unternehmung. Bestehen nicht genug Mittel kann eine Unternehmung nicht oder nur beschränkt realisiert werden. Die Kraft zur Ausführung ergibt sich aus der Zeit die für die Unternehmung zur Verfügung steht und die Leistung die in dieser Zeit möglich ist. Wer zum reinen Lebensunterhalt seine ganze Zeit und Kraft aufwenden muss, kann sich individuell nicht weiter entwickeln, egal ob genug Kapital (z.B. durch niedrige Zinsen) und Ideen vorhanden sind.
Dem gegenüber steht die Rechtssicherheit. Akteure im liberalen Wirtschaftsraum müssen in einem rechtssicherem Raum handeln können, um eine Übervorteilung von Akteuren durch politisch orientierte Einflussnahme auf wirtschaftliche Prozesse (z.B. Planwirtschaft), wirtschaftlich orientierte Einflussnahme auf rechtliche und politische Prozesse (z.B. Lobbyismus) oder gewaltausübende (kriminelle) Handlungen zu verhindern. Als Maßstab für wirtschaftlichen und damit individuellen Erfolg sollte die erfolgreiche Umsetzung von Ideen, die wirtschaftliche Nutzung von Kapital und die nachhaltige Verwendung von Kraft gelten.
Dem gegenüber steht die gemeinschaftliche Entwicklung. Für eine optimale gemeinschaftliche Entwicklung benötigt diese Gemeinschaft verschiedene Säulen auf der die Entwicklung nachhaltig wirksam werden kann und ebenso die Rechtssicherheit. Die erste Säule stellt, parallel zur Idee in der individuellen Entwicklung, die Gesamtheit der Werte und Normen der Gemeinschaft dar. Werte und Normen müssen dabei innerhalb der Gemeinschaft verschieden sein dürfen, denn die spezifischen Eigenschaften des Individuums in der Gemeinschaft müssen geachtet werden um die Stabilität der Gemeinschaft zu gewährleisten. Andererseits dürfen die gemeinschaftlichen Werte und Normen nicht konkurrieren oder kollidieren. Die Werte und Normen können dabei also immer nur den kleinsten gemeinsamen Nenner der Gesellschaft abbilden, da ansonsten ein Konflikt als grundsätzliches Element des gemeinschaftlichen Zusammenlebens geduldet werden müsste. Nehmen wir die Frage der Flüchtlingshilfe als Beispiel. Die Unversehrbarkeit des Menschen ist als gemeinschaftlicher Wert anerkannt und die Normen, dass ein Mensch nicht verletzt bzw. getötet werden darf, eine der essentiellen Normen unserer Gesellschaft. Dem gegenüber stehen allerdings konkurrierende Normen:
Wir helfen Hilfsbedürftigen nur solange, wie wir uns selbst nicht schaden.
und
Wir helfen Hilfsbedürftigen nur solange, wie wir den Schaden an uns selbst ertragen können.
So ähnlich sich diese Normen sind, so unvereinbar sind sie in ihrer Konkurrenz. An diesem Punkt ist nun eine gemeinschaftliche Entwicklung erforderlich. Wie diese aussehen könnte werde ich später näher erläutern. Zunächst einmal die nächste Säule der gemeinschaftlichen Entwicklung, die Infrastruktur. Die Infrastruktur stellt analog zum Kapital die gemeinschaftlichen Mittel zur Entwicklung dar. Dies sind natürlich einerseits Elemente der physischen Infrastruktur wie Wasserleitungen, Busse oder Straßenbelag, aber andererseits auch eine eher intellektuelle und psychische Infrastruktur wie eine gemeinsame Sprache, das wissenschaftliche Prinzip oder die Akzeptanz der Schwerkraft. Diese Infrastruktur kann dabei intern entstehen, oder extern aufgenommen werden. Ein Beispiel aus der Vorzeit. Ein Clan aus Urmenschen lebt ohne Feuer, bis sie entweder selbst entdecken es zu entfachen, oder einen Clanfremden aufnehmen, der das Geheimnis kennt. Dies wäre eine gemeinschaftliche Entwicklung auf Basis der psychischen Infrastruktur. Wäre die Gemeinschaft nicht in der Lage den Clanfremden aufzunehmen, so wäre sie in ihrer Entwicklung gehemmt. Andererseits stärkt das Wissen über das Feuer die Infrastruktur und wenn der Clanfremde einen Feuerstein mitbringt, nicht nur auf intellektuelle sondern auch physische Weise.
Als dritte Säule besteht auch hier die Kraft gemeinschaftlich zu handeln. Auch hier ist relevant wieviel Zeit und Leistung ein Individuum der Gemeinschaft gegenüber aufwenden kann.
Auch die gesellschaftliche Entwicklung benötigt, wie angemerkt, Rechtssicherheit. Werte und Normen müssen nicht zwangsläufig in Form von Rechtsvorschriften formuliert werden, jedoch braucht jeder Akteur im gesellschaftlichen Handeln die Sicherheit, dass die eigene Position in der Gesellschaft sicher ist. Ebenso wie der individuelle Akteur vor unrechtlicher Übervorteilung sicher sein muss.
Es könnte jetzt der Versuch folgen, die beiden Ansätze zu kombinieren. Ein Versuch, der ähnlich müßig ist, durch das Löschen eines Feuers eine Suppe zu erhalten. Bleiben wir bei der Suppenanalogie. Einerseits haben wir das Feuer, heiß, dynamisch aber auch gefährlich und verzehrend. Andererseits das Wasser, fließend, in der Regel am Punkt der geringsten Arbeit zu finden aber auch nachhaltig wirksam (vgl. steter Tropfen). Haben wir von dem Einen zuviel, erlischt die Dynamik, haben wir von dem Anderen zuviel verdunstet jegliche Nachhaltigkeit. Zum Glück haben wir die Suppenanalogie, denn sie verrät uns die Lösung: Ein Topf.
Damit die beiden Systeme produktiv interagieren können, benötigen wir ein System, das die Wirkung der beiden Systeme kombiniert. Die Hitze wird gemäßigt, und die (löschend wirkende) Trägheit aufgehalten. Gleichzeitig aber wird die Trägheit im Topf verringert, und Hitze einem nachhaltigen Nutzen (Wasser hat die bessere Wärmekapazität) zugeführt.
Bevor jetzt aber jemand damit anfängt Flüchtlinge und Hartz4-Empfänger in große Töpfe zu werfen, die über einem Scheiterhaufen für Börsenmakler hängen, betrachten wir das Zusammenspiel der oben beschriebenen Systeme. Betrachten wir zuerst wieder den individuellen Teil. Dieser ist ein liberaler Wirtschaftmarkt, auf dem der staatliche Einfluß darauf beschränkt ist kriminelle Übervorteilung von Mitbewerbern zu verhindern und andererseits die Bürger vor Schaden durch individuelles Handeln zu bewahren. Die Wirtschaft darf also frei ihren Ideen nachgehen, Mitbewerber aus dem Markt drängen, Kapital erwirtschaften und Kräfte bzw. Zeit und Leistung für die eigenen Unternehmungen erwerben. Der Staat schützt die Bürger davor zu Schaden zu kommen, in dem er zum Beispiel die Verklappung von Giftmüll verhindert, Kinderarbeit zum Schmieren von Dampfmaschinen verbietet, Wochenarbetisstunden von 80 Stunden verhindert und generell die Rechtssicherheit ALLER Akteure im Wirtschaftssystem gewährleistet, was den Fluß von Geld, Waren und Leistungen miteinbezieht. Soviel zum Feuer. Jetzt das Wasser. Die Gemeinschaft hingegen ist eine egalitäre fast schon kommunistische Form des Zusammenlebens. Ein Zusammenleben, das den Mitbürgern das Erreichen der gleichen Zielqualitäten ermöglicht. Zielqualitäten wie: Satt, Dach über dem Kopf, gekleidet, sicher vor Schaden, frei beweglich, unterhalten und sozialisiert. Um diese Zielqualitäten erreichen zu können müssen den Mitbürgern gewisse Dinge und Leistungen zur Verfügung gestellt werden. Dinge und Leistungen, die entweder dem Wirtschaftsraum entnommen werden müssen ODER aber durch die Erfüllung einer weiteren Zielqualität erreicht werden können: nützlich sein. Greifen wir dazu die drei Säulen auf: Werte und Normen, Infrastruktur und Kraft. Jedem Mitbürger steht eine gewisse Kraft zur Verfügung. Der Gemeinschaft steht eine gewisse Infrastruktur zur Verfügung, und die Werte und Normen bestimmen, wie Kraft und Infrastruktur zum Erreichen der Zielqualitäten verwendet werden können. In der Form gemeinnütziger ehrenamtlicher Arbeit wird dies schon lange angewendet. Ehrenamtliche kümmern sich zum Beispiel um Hilfsbedürftige, erlauben ihnen somit ihre zielqualitäten zu erreichen. Dazu wenden sie einen Teil der ihnen immanenten Kraft dazu auf eine gemeinschaftliche Entwicklung zu erwirken. Gleichzeitig hemmen sie allerdings ihre individuelle Entwicklung, denn der individuelle Vorteil daraus ist minimal bis nichtexistent. Darüber hinaus kann die angewendete Kraft nicht mehr zur individuellen Entwicklung verwendet werden. Der gemeinschaftlichen Entwicklung steht also immer eine individuelle Hemmung gegenüber. Drehen wir den Spieß einmal um. Ein Unternehmer erwirtschaftet durch das Herstellen selbstklebender Schrauben einen Gewinn auf dem Markt. Aus nur ihm bekannten Gründen tätigt er daraufhin eine Spende an die Gemeinschaft, die sich um die Hilfsbedürftigen kümmert. Erst einmal eine ebenso gemeinschaftliche Entwicklung durch die Stärkung der Infrastruktur, wie die Nutzung der eigenen Kraft zur Hilfe. Allerdings kann die Spende von der Steuer abgesetzt werden, wodurch diese zusätzlichen Mittel der Gemeinschaft (zumindest zum Teil) wieder entgehen. Hier zeigt sich ein Loch im Lederbeutel, durch das Wasser im Feuer verdampft. Statt jetzt aber lang auf dem momentanen Steuerrecht herumzureiten, möchte ich mit einer weiteren These schließen:
Um eine parallele individuelle und gemeinschaftliche Entwicklung zu ermöglich müssen beide gesellschaftlichen Systeme durch ein drittes System dynamisch miteinander verbunden werden.
Wie so ein System aussehen könnte beschreibe ich im nächsten Blog.
Achtung: Freilaufende Ideen im Schmiedevorgang! Kommentare erwünscht. Zum Thema STEGA und VEGA am Besten von Anfang an lesen. New: A summary in english!
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Donnerstag, 12. November 2015
Dienstag, 10. November 2015
Qualifikation und Bildung vs. Industrialisierung und Co.
Heute habe ich einen Artikel in der ZEIT gelesen, der sich mit der Verdrängung von Arbeitern durch Roboter an Facharbeiterarbeitsplätzen befasst. Während in vielen Diskussionen viel gesagt wird, aber wenig neue Ideen entstehen, möchte ich mich in der nächsten Zeit näher mit Zukunftsideen befassen.
Heute: Die Grenzen der Qualifikation und der Automatisierung
Folgendes Problem ist zu lösen: Durch die Automatisierung / Roboterisierung kann immer mehr produzierende Arbeit mit immer weniger menschlicher Arbeitskraft geleistet werden. Dadurch ergibt sich in der momentanen Gesellschaft eine Umverteilung. Je mehr automatisiert produziert wird, umso mehr Wohlstand häuft sich bei Menschen an, denen die Produktionsmittel gehören bzw. die Anteilseigner daran sind. Ganz mechanisch betrachtet gibt es dazu eine Gegenreaktion, die bewirkt, dass bei denen, die nun nicht mehr an diesem Wertschöpfungsprozess teilhaben, der Wohlstand sinkt. Wohlstand möchte ich dabei als die Fähigkeit definieren gewisse Zustände bzw. Qualitäten zu erreichen. Der ausgeklinkten Fraktion stehen nun vier Möglichkeiten offen:
1. Sie suchen einen Arbeitgeber, der noch nicht automatisiert. Eine Option mit beschränkten Zukunftsaussichten, da der automatisierte AG meist auch wirtschaftlich stärker ist und den neuen AG verdrängt.
2. Sie wechseln von der Produktion in die Dienstleistung. Diese Option ist auch beschränkt, da durch das Absinken des Gesamtwohlstands auch weniger Nachfrage nach Dienstleistungen (also der Dienst zum Erzeugen gewisser Zustände und Qualitäten) besteht. Darüber hinaus drängen noch andere Menschen in den Dienstleistungssektor.
3. Sie resignieren und vertrauen auf soziale Sicherungssysteme. Dies führt zu konkreten Problemen wie Unzufriedenheit, externen Druck doch wieder (an ungewollter Stelle)in den Arbeitsmarkt einzutreten, finanzielle Kosten für den Ausgleich für die Leistungen durch die Arbeitenden und die notwendigen Produkte und Verlust des sozialen Status.
4. Sie erwerben weitere Qualifikationen. Der Erwerb der weiteren Qualifikation, um zum Beispiel nun die Roboter warten, programmieren oder entwickeln zu können, kann kurzfristig helfen. Langfristig stellen sich folgende Probleme ein: Nicht alle Menschen können weiter qualifiziert werden. Auch mit der entsprechenden Qualifikation ergeben sich aus der Automatisierung keine neuen Arbeitsplätze im Verhältsnis 1:1. Die Qualifikation kostet Geld und hat gleichzeitig einen ungewissen Ausgang (Maßnahmen zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen, Umschulungen etc.).
Dem gegenüber steht eine Erfahrung, die bisher in der Digitalisierung, der Automatisierung und der Industrialisierung gemacht wurde: Nach einer Phase der Anpassung führten diese Schritte immer zu einer Verbesserung der Lebensqualität und des allgemeinen Wohlstands. Warum sollte es jetzt nicht genauso sein. Betrachten wir die drei -ierungen einmal genauer. Die Industrialisierung führte zum Wegfall der Notwendigkeit des Einbringes manueller Kräfte in die Produktion. Manufakturen wurden zu einer Nische und die Fabrik bot dem Arbeiter auf Dauer die Möglichkeit mit seinen begrenzten Kräften mehr zu produzieren, weil die Maschine ihm kraftzehrende oder schnelle Wiederholungen ersparte. Eine rein körperliche Qualifikation wurde also um eine geistige Qualifikation ergänzt, die zur Arbeit an den Maschinen erforderlich war. Der Facharbeiter entstand, während der ungelernte Arbeiter immer weniger benötigt wurde. Den Weg der Manufaktur ging im Rahmen der Atuomatisierung dann die ungelernte Kraft. Nur noch in gewissen kleiner werdenden Nischen ist eine unqualifizierte Kraft geschickter als eine automatische Maschine. Diese Nischen werden jedoch immer kleiner. Man bedenke in dieser Hinsicht zum Beispiel das Sortieren oder Ernten. Der ungelernten Kraft blieb nur noch das Geschick der Hände, das sie der Maschine voraus hatte. Die qualifizierte Kraft hingegen konnte sich ganz neue Tätigkeitsfelder erstreiten. Aus vielen unqualifizierten Kräften konnte durch Bildung eine qualifizierte Kraft gemacht werden, oder die Kinder der unqualifizierten Kräfte wurden spätestens durch Bildung qualifiziert. Auch der Bedarf an spezialisierten Kräften wuchs dementsprechend, wodurch auch mehr qualifizierte Kräfte z.B. durch ein Studium (insbesondere in die geistige Richtung) spezialisiert wurden.
Der nächste Schritt war die Digitalisierung. Diese setzt an einem Punkt an, an dem die unqualifizierten Kräfte bereits keinen Vorteil aus der Umbildung gewinnen können. Die Digitalisierung führt stattdessen dazu, dass qualifizierte Kräfte (durch eignugn und Bildung qualifiziert) eine Spezialisierung benötigen um mit digitalen Systemen arbeiten zu können. Allerdings führt die Digitalisierung auch zu einer weitern Stärkung der Automatisierung, wodurch der Bedarf an unspezialisierten qualifizierten Kräften sinkt, und die qualifizierte Arbeit (z.B. als Schlosser) durch eine spezialisierte qualifizierte Arbeit ersetzt wird (z.B. als Mechatroniker). Auch hier ersetzt die Verbesserung den Arbeiter statt ihn zu unterstützen. Nur bei ausreichender Spezialisierung auf die Herstellung, Bedienung und Wartung automatisierter Systeme kann in der Produktion eine Funktion erfüllt werden, die über einen "Ersatz" für eine für dei Funktion zu teure Maschine hinaus geht. Streumehlrinnen in Großbäckereien werden auch nur händisch gewechselt, weil die maschinelle Ausführung deutlich teurer wäre als zwei Menschen zu beschäftigen. Zum Glück setzt hier die Robotik an. Durch Fortschritte in der Robotisierung ist es immer kostengünstiger möglich händische Prozesse zu substituieren. An diesem Punkt ist dann nur noch die Steuerung und Wartung automatisierter digitaler robotischer Prozesse erforderlich. Aus dem Mechatroniker wird ein Industrierobotiker. Der intellektuelle Anspruch an diese Arbeit steht dabei direkt entgegengesetzt zur erforderlichen Zahl an Personen, die diese Tätigkeit ausführen muss und ausführen kann. Spätestens an diesem Punkt sind gewisse Teile der Bevölkerung für die Produktion fast völlig nutzlos. Diese verfügen zwar theoretisch über ausreichende körperliche und geistige Qualifikationen, allerdings ist ihre Leistung im wirtschaftlichen Sinne nicht mit der Leistung der Maschine zu vergleichen. An diesem Punkt auf einen Wechsel in den Dienstleistungssektor zu verweisen ist müßig. Während der Fokus auf der Industrie lag, hat sich in der Dienstleistung eine parallele Entwicklung vollzogen. Unqualifizierte Leistungen werden nur noch gebraucht, wenn die Substitution teurer ist. Mit steigendem Fortschritt wird die Substitution jedoch schnell billiger. Auch qualifizierte Fachkräfte werden hauptsächlich in dem Sektor benötigt, in dem eine soziale Komponente erforderlich ist. Jedoch zeigt sich, dass auch hier eine Substitution erfolgt. Angefangen beim Google-Algorythmus, über Siri und TTS- und Spracherkennungssysteme ersetzt spätestens die Digitalisierung den sozialen Faktor. Im Sinne der Gewinnerzielung ist auch hier der Algorythmus bzw. das Programm günstiger und besser als das "Fräulein von der Auskunft". Parallel zur Robotik werden autonome Algorythmen auch in der Dienstleistungsbranche bessere Leistungen erbringen als sie qualifizierte Kräfte erbringen können, und das zu einem günstigerem Preis. Eine Entwicklung, die grundsätzlich nicht zu verteufeln ist, denn jedes bessere Programm oder jeder Roboter stellt in sich nur ein weiter spezilisiertes Werkzeug dar, dass eine immer besser Programmierung und Wartung erfordert. Während ein Friseur also vielleicht bald nur noch eine (alte) Friseurmeisterin ist, der einen Robotiker und hundert Roboter á zehn Roboter pro Filiale beschäftigt, werden somit auch in der Dienstleistungsbranche immer weniger qualifizierte Kräfte benötigt werden. Sicherlich wird der soziale Faktor weiterhin ein Alleinstellungsmerkmal sein, jedoch ist davon auszugehen, dass es, ganz wie bei einer in einer Manufaktur hergestellten Uhr, eine Zielqualität sein wird, die nur wohlhabende Menschen erreichen können. Was im Moment Dienstleistung und Handwerk schützt ist kein Naturgesetz, sondern die Komplexität der Aufgaben. Allerdings hat sich bereits in der Produktion gezeigt, dass durch das Zusammenwirken vernetzter spezialisierter Automatismen diese Komplexität erreicht werden kann.
Somit stellt sich die essentielle Frage: Ab welchem Punkt ist es einem Teil der Bevölkerung nicht mehr möglich sich ausreichend zu qualifizieren um im wirtschaftlichen Wettbewerb zu bestehen? Meiner Ansicht nach ist dieser Punkt bereits erreicht. Die Mittel der modernen Pädagogik sind trotz jahrhunderterlanger Erfahrung und Forschung nicht in der Lage die Gesamtbevölkerung für eine wirtschaftliche Optimierung zu konditionieren. Heutzutage steht jedem Menschen in einer demokratischen freiheitlichen Gesellschaft genug Information zur Verfügung sich das Wissen für jede Tätigkeit anzueignen. Neben dem Selbststudium gibt es eine Schulpflicht, sowie Förderprogramme für Aus- und Weiterbildung. Die Studiengänge quellen über, Eltern werden militant, nur um ihre Kinder bis zum Abitur und dem Bachelor und Master zu bringen. Doch trotzdem zeigt sich, dass es keinen 100%igen Wirkungsgrad im Bildungssystem geben kann. Im Gegenteil, der Bildungsdruck durch die heranziehende wirtschaftliche Autonomisierung führt zu konkreten Schäden an der Psyche. Wie Kinder, die in Fabriken während der Industrialisierung schuften mussten und daher physische Krankheiten entwickelten, so schuften Kinder nun zwischen Schule, Tutor, Verein und Musikschule um genug Qualifizierung zu entwickeln, damit sie in ihrer Zukunft nicht das Schicksal von Webern, Kohlekumpels oder Besenbindern ereilt. Mit dem eklatantem Nachteil, dass der dauerhafte Druck genauso wirkt wie das Schmieren komplexer Dampfmaschinen durch Kinderhände. Ab und an wird ein Kind zerquetscht, und die Eltern verhungern, weil niemand mehr ihre Besen kauft. Nur wirkt sich der Druck nicht nur auf die Kinder aus, sondern eben auf alle Menschen, für die es nur einen Ausweg gibt. Nach oben. Wer nicht qualifiziert udn spezialisiert ist, kann nur noch wirtschaftlich wertlos sein.
An dieser Stelle zeigt sich, dass die Automatisierung und Autonomisierung an ihre Grenzen stößt. Nicht, weil technisch nicht mehr möglich ist, sondern weil der gesellschaftliche Nutzen ab einem bestimmten Punkt nicht mehr der Mehrheit der Gesellschaft zugute kommt, bzw. es zu extremen Spannungen kommen wird, weil einerseits Wenige, die durch die Autonomisierung einen Vorteil erlangen, sehr viele Menschen, die benachteiligt werden, unterstützen müssen. Daher möchte ich an das Ende dieser Betrachtung folgende Erkenntnis stellen:
So, wie es in kommunistisch orientierten Gesellschaften keinen konkreten individuellen Fortschritt geben kann, gibt es in kapitalistisch orientierten Gesellschaften keinen gemeinschaftlichen Fortschritt. Während also primär zum gemeinschaftlichen Vorteil agierende Gesellschaften in Bereichen stagnieren, die individuellen Unternehmergeist erfordern (neue Techniken etc.), stagnieren auf den individuellen Vorteil ausgerichtete Gesellschaften, weil es in der Gesellschaft zu keiner Entwicklung (besserer Bildung, stärkereres Gemeinwesen) kommen kann, da jeder gezwungen ist nur zum eigenen Vorteil zu handeln.
Im nächsten Blog will ich dann näher auf diese These eingehen. Bis dann!
Heute: Die Grenzen der Qualifikation und der Automatisierung
Folgendes Problem ist zu lösen: Durch die Automatisierung / Roboterisierung kann immer mehr produzierende Arbeit mit immer weniger menschlicher Arbeitskraft geleistet werden. Dadurch ergibt sich in der momentanen Gesellschaft eine Umverteilung. Je mehr automatisiert produziert wird, umso mehr Wohlstand häuft sich bei Menschen an, denen die Produktionsmittel gehören bzw. die Anteilseigner daran sind. Ganz mechanisch betrachtet gibt es dazu eine Gegenreaktion, die bewirkt, dass bei denen, die nun nicht mehr an diesem Wertschöpfungsprozess teilhaben, der Wohlstand sinkt. Wohlstand möchte ich dabei als die Fähigkeit definieren gewisse Zustände bzw. Qualitäten zu erreichen. Der ausgeklinkten Fraktion stehen nun vier Möglichkeiten offen:
1. Sie suchen einen Arbeitgeber, der noch nicht automatisiert. Eine Option mit beschränkten Zukunftsaussichten, da der automatisierte AG meist auch wirtschaftlich stärker ist und den neuen AG verdrängt.
2. Sie wechseln von der Produktion in die Dienstleistung. Diese Option ist auch beschränkt, da durch das Absinken des Gesamtwohlstands auch weniger Nachfrage nach Dienstleistungen (also der Dienst zum Erzeugen gewisser Zustände und Qualitäten) besteht. Darüber hinaus drängen noch andere Menschen in den Dienstleistungssektor.
3. Sie resignieren und vertrauen auf soziale Sicherungssysteme. Dies führt zu konkreten Problemen wie Unzufriedenheit, externen Druck doch wieder (an ungewollter Stelle)in den Arbeitsmarkt einzutreten, finanzielle Kosten für den Ausgleich für die Leistungen durch die Arbeitenden und die notwendigen Produkte und Verlust des sozialen Status.
4. Sie erwerben weitere Qualifikationen. Der Erwerb der weiteren Qualifikation, um zum Beispiel nun die Roboter warten, programmieren oder entwickeln zu können, kann kurzfristig helfen. Langfristig stellen sich folgende Probleme ein: Nicht alle Menschen können weiter qualifiziert werden. Auch mit der entsprechenden Qualifikation ergeben sich aus der Automatisierung keine neuen Arbeitsplätze im Verhältsnis 1:1. Die Qualifikation kostet Geld und hat gleichzeitig einen ungewissen Ausgang (Maßnahmen zur Wiedereingliederung von Langzeitarbeitslosen, Umschulungen etc.).
Dem gegenüber steht eine Erfahrung, die bisher in der Digitalisierung, der Automatisierung und der Industrialisierung gemacht wurde: Nach einer Phase der Anpassung führten diese Schritte immer zu einer Verbesserung der Lebensqualität und des allgemeinen Wohlstands. Warum sollte es jetzt nicht genauso sein. Betrachten wir die drei -ierungen einmal genauer. Die Industrialisierung führte zum Wegfall der Notwendigkeit des Einbringes manueller Kräfte in die Produktion. Manufakturen wurden zu einer Nische und die Fabrik bot dem Arbeiter auf Dauer die Möglichkeit mit seinen begrenzten Kräften mehr zu produzieren, weil die Maschine ihm kraftzehrende oder schnelle Wiederholungen ersparte. Eine rein körperliche Qualifikation wurde also um eine geistige Qualifikation ergänzt, die zur Arbeit an den Maschinen erforderlich war. Der Facharbeiter entstand, während der ungelernte Arbeiter immer weniger benötigt wurde. Den Weg der Manufaktur ging im Rahmen der Atuomatisierung dann die ungelernte Kraft. Nur noch in gewissen kleiner werdenden Nischen ist eine unqualifizierte Kraft geschickter als eine automatische Maschine. Diese Nischen werden jedoch immer kleiner. Man bedenke in dieser Hinsicht zum Beispiel das Sortieren oder Ernten. Der ungelernten Kraft blieb nur noch das Geschick der Hände, das sie der Maschine voraus hatte. Die qualifizierte Kraft hingegen konnte sich ganz neue Tätigkeitsfelder erstreiten. Aus vielen unqualifizierten Kräften konnte durch Bildung eine qualifizierte Kraft gemacht werden, oder die Kinder der unqualifizierten Kräfte wurden spätestens durch Bildung qualifiziert. Auch der Bedarf an spezialisierten Kräften wuchs dementsprechend, wodurch auch mehr qualifizierte Kräfte z.B. durch ein Studium (insbesondere in die geistige Richtung) spezialisiert wurden.
Der nächste Schritt war die Digitalisierung. Diese setzt an einem Punkt an, an dem die unqualifizierten Kräfte bereits keinen Vorteil aus der Umbildung gewinnen können. Die Digitalisierung führt stattdessen dazu, dass qualifizierte Kräfte (durch eignugn und Bildung qualifiziert) eine Spezialisierung benötigen um mit digitalen Systemen arbeiten zu können. Allerdings führt die Digitalisierung auch zu einer weitern Stärkung der Automatisierung, wodurch der Bedarf an unspezialisierten qualifizierten Kräften sinkt, und die qualifizierte Arbeit (z.B. als Schlosser) durch eine spezialisierte qualifizierte Arbeit ersetzt wird (z.B. als Mechatroniker). Auch hier ersetzt die Verbesserung den Arbeiter statt ihn zu unterstützen. Nur bei ausreichender Spezialisierung auf die Herstellung, Bedienung und Wartung automatisierter Systeme kann in der Produktion eine Funktion erfüllt werden, die über einen "Ersatz" für eine für dei Funktion zu teure Maschine hinaus geht. Streumehlrinnen in Großbäckereien werden auch nur händisch gewechselt, weil die maschinelle Ausführung deutlich teurer wäre als zwei Menschen zu beschäftigen. Zum Glück setzt hier die Robotik an. Durch Fortschritte in der Robotisierung ist es immer kostengünstiger möglich händische Prozesse zu substituieren. An diesem Punkt ist dann nur noch die Steuerung und Wartung automatisierter digitaler robotischer Prozesse erforderlich. Aus dem Mechatroniker wird ein Industrierobotiker. Der intellektuelle Anspruch an diese Arbeit steht dabei direkt entgegengesetzt zur erforderlichen Zahl an Personen, die diese Tätigkeit ausführen muss und ausführen kann. Spätestens an diesem Punkt sind gewisse Teile der Bevölkerung für die Produktion fast völlig nutzlos. Diese verfügen zwar theoretisch über ausreichende körperliche und geistige Qualifikationen, allerdings ist ihre Leistung im wirtschaftlichen Sinne nicht mit der Leistung der Maschine zu vergleichen. An diesem Punkt auf einen Wechsel in den Dienstleistungssektor zu verweisen ist müßig. Während der Fokus auf der Industrie lag, hat sich in der Dienstleistung eine parallele Entwicklung vollzogen. Unqualifizierte Leistungen werden nur noch gebraucht, wenn die Substitution teurer ist. Mit steigendem Fortschritt wird die Substitution jedoch schnell billiger. Auch qualifizierte Fachkräfte werden hauptsächlich in dem Sektor benötigt, in dem eine soziale Komponente erforderlich ist. Jedoch zeigt sich, dass auch hier eine Substitution erfolgt. Angefangen beim Google-Algorythmus, über Siri und TTS- und Spracherkennungssysteme ersetzt spätestens die Digitalisierung den sozialen Faktor. Im Sinne der Gewinnerzielung ist auch hier der Algorythmus bzw. das Programm günstiger und besser als das "Fräulein von der Auskunft". Parallel zur Robotik werden autonome Algorythmen auch in der Dienstleistungsbranche bessere Leistungen erbringen als sie qualifizierte Kräfte erbringen können, und das zu einem günstigerem Preis. Eine Entwicklung, die grundsätzlich nicht zu verteufeln ist, denn jedes bessere Programm oder jeder Roboter stellt in sich nur ein weiter spezilisiertes Werkzeug dar, dass eine immer besser Programmierung und Wartung erfordert. Während ein Friseur also vielleicht bald nur noch eine (alte) Friseurmeisterin ist, der einen Robotiker und hundert Roboter á zehn Roboter pro Filiale beschäftigt, werden somit auch in der Dienstleistungsbranche immer weniger qualifizierte Kräfte benötigt werden. Sicherlich wird der soziale Faktor weiterhin ein Alleinstellungsmerkmal sein, jedoch ist davon auszugehen, dass es, ganz wie bei einer in einer Manufaktur hergestellten Uhr, eine Zielqualität sein wird, die nur wohlhabende Menschen erreichen können. Was im Moment Dienstleistung und Handwerk schützt ist kein Naturgesetz, sondern die Komplexität der Aufgaben. Allerdings hat sich bereits in der Produktion gezeigt, dass durch das Zusammenwirken vernetzter spezialisierter Automatismen diese Komplexität erreicht werden kann.
Somit stellt sich die essentielle Frage: Ab welchem Punkt ist es einem Teil der Bevölkerung nicht mehr möglich sich ausreichend zu qualifizieren um im wirtschaftlichen Wettbewerb zu bestehen? Meiner Ansicht nach ist dieser Punkt bereits erreicht. Die Mittel der modernen Pädagogik sind trotz jahrhunderterlanger Erfahrung und Forschung nicht in der Lage die Gesamtbevölkerung für eine wirtschaftliche Optimierung zu konditionieren. Heutzutage steht jedem Menschen in einer demokratischen freiheitlichen Gesellschaft genug Information zur Verfügung sich das Wissen für jede Tätigkeit anzueignen. Neben dem Selbststudium gibt es eine Schulpflicht, sowie Förderprogramme für Aus- und Weiterbildung. Die Studiengänge quellen über, Eltern werden militant, nur um ihre Kinder bis zum Abitur und dem Bachelor und Master zu bringen. Doch trotzdem zeigt sich, dass es keinen 100%igen Wirkungsgrad im Bildungssystem geben kann. Im Gegenteil, der Bildungsdruck durch die heranziehende wirtschaftliche Autonomisierung führt zu konkreten Schäden an der Psyche. Wie Kinder, die in Fabriken während der Industrialisierung schuften mussten und daher physische Krankheiten entwickelten, so schuften Kinder nun zwischen Schule, Tutor, Verein und Musikschule um genug Qualifizierung zu entwickeln, damit sie in ihrer Zukunft nicht das Schicksal von Webern, Kohlekumpels oder Besenbindern ereilt. Mit dem eklatantem Nachteil, dass der dauerhafte Druck genauso wirkt wie das Schmieren komplexer Dampfmaschinen durch Kinderhände. Ab und an wird ein Kind zerquetscht, und die Eltern verhungern, weil niemand mehr ihre Besen kauft. Nur wirkt sich der Druck nicht nur auf die Kinder aus, sondern eben auf alle Menschen, für die es nur einen Ausweg gibt. Nach oben. Wer nicht qualifiziert udn spezialisiert ist, kann nur noch wirtschaftlich wertlos sein.
An dieser Stelle zeigt sich, dass die Automatisierung und Autonomisierung an ihre Grenzen stößt. Nicht, weil technisch nicht mehr möglich ist, sondern weil der gesellschaftliche Nutzen ab einem bestimmten Punkt nicht mehr der Mehrheit der Gesellschaft zugute kommt, bzw. es zu extremen Spannungen kommen wird, weil einerseits Wenige, die durch die Autonomisierung einen Vorteil erlangen, sehr viele Menschen, die benachteiligt werden, unterstützen müssen. Daher möchte ich an das Ende dieser Betrachtung folgende Erkenntnis stellen:
So, wie es in kommunistisch orientierten Gesellschaften keinen konkreten individuellen Fortschritt geben kann, gibt es in kapitalistisch orientierten Gesellschaften keinen gemeinschaftlichen Fortschritt. Während also primär zum gemeinschaftlichen Vorteil agierende Gesellschaften in Bereichen stagnieren, die individuellen Unternehmergeist erfordern (neue Techniken etc.), stagnieren auf den individuellen Vorteil ausgerichtete Gesellschaften, weil es in der Gesellschaft zu keiner Entwicklung (besserer Bildung, stärkereres Gemeinwesen) kommen kann, da jeder gezwungen ist nur zum eigenen Vorteil zu handeln.
Im nächsten Blog will ich dann näher auf diese These eingehen. Bis dann!
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