Vor einiger Zeithabe ich der Analogie der Suppe folgend diese These aufgestellt:
Um eine parallele individuelle und gemeinschaftliche Entwicklung zu ermöglich müssen beide gesellschaftlichen Systeme durch ein drittes System dynamisch miteinander verbunden werden.
Wir haben also auf einer Seite ein individuell orientiertes System und auf der anderen Seite ein gemeinschaftlich orientiertes System. Welche Elemente müssen getrennt voneinander gehalten werden, und welche Teile sollten miteinander in Austausch treten?
Individuum
Jedes der Systeme basiert auf individueller Leistung. Also der körperlichen, geistigen oder sozialen Handlung eines Individuums. Das Individuum, welches sich zum eigenen Vorteil betätigt führt dabei nicht zwangsweise eine andere Handlung aus als das Individuum, welches sich zum Gemeinwohl hin orientiert. Der Anbau einer Pflanze zum Beispiel ist sowohl zum inividuellen Vorteil (z.B. Selbstversorgung, Verkauf) möglich, als auch zum gemeinschaftlichen Vorteil (z.B. Versorgung hilfsbedürftiger Menschen) möglich. Erst durch die Verbindung mit anderen Elementen wird die Leistung definiert. Der Anbau einer Pflanze durch einen Menschen, der sie weder verzehrt, verwertet, verschenkt und nicht einmal Freude am Anbau empfindet, hat keine definierte Leistung erbracht. Die Leistung und alle Leistungen die zur Durchführung der Handlung erforderlich waren verfallen somit. Ganz also wie die Kosten, die der EU dadurch entstehen, dass zur Marktregulierung und dem hochhalten der Lebensmittelpreise Lebensmittel aufgekauft werden, gleichzeitig aber auch die Landwirte subventioneirt werden um eben jene Überschüsse zu produzieren.
Zum Ausgleich einer undefinierten Leistung (Überschuss) muss also weitere definierte Leistung (in diesem Fall Geld) aufgewendet werden. Die Anteile der Subventionen bzw. Leistungen an diesen Produkten verfallen somit.
Wichtiger als die Leistung an sich ist somit das Individuum, welches über die Richtung und Verknüpfung der Leistung entscheidet. Handelt es zum Beispiel für eine individuelle juristische Person indem sie ihr Wertmarken für individuelle Leistung (Geld) überträgt. Wodurch wiederum die individuelle jur. Person staatliche und eigene Infrastruktur nutzt um dem Individuum einen Dienst oder ein Produkt zur Verfügung zu stellen aus dem das Individuum (durch Zielqualitätenerfüllung), der individuellen jur. Person (durch Gewinnmargen) und der eigenen Infrastruktur (durch Auslastung und Leerung der Lager) ein Vorteil entsteht? Oder passiert das Gleiche durch eine Arbeitsleistung oder Spende an eine gemeinnützige jur. Person, die eine gemeinschaftliche Infrastruktur nutzt um Dienst und Produkt zum Vorteil für das Individuum und die Gemeinschaft zu erzeugen?
Infrastruktur
Wie sich das Individuum auch entscheidet, die involvierten Parteien benötigen eine Infrastruktur zur Erzeugung von Diensten und Produkten. Ohne Infrastruktur wäre es schwierig Leistungen zu verbinden, es fehlten die Mittel um selbst einfache Dienste oder Produkte zu erzeugen. Dies beginnt bei einfachsten Ressourcen wie Feuerholz und endet bei Serverfarmen in denen Daten und Informationen gespeichert, verarbeitet und weitergeleitet werden. Infrastruktur kann somit individuelles Eigentum als auch gemeinschaftliches Eigentum sein. Sie kann allerdings auch staatliches Eigentum sein. Dabei ist sie sowohl physisch vorhanden (bestehend aus Produkten und Diensten der individuellen oder gemeinschaftlichen Systeme) als auch virtuell existent (generiert aus Diensten und Produkten) als Werte, Gesetze und Normen des Staates. Die Hoheit über die virtuelle Infrastruktur im Sinne von Werten, Gesetzen und Normen muss dabei beim Staat liegen, da sowohl gemeinschaftlich orientiertes Handeln als auch individuell orientiertes Handeln als Grundlage für die virtuelle Infrastruktur die jeweils andere Systemseite benachteiligt. Der Staat wiederum ist nicht frei in seinen Entscheidungen, da dieser durch die Individuen in ihm geformt wird. Die Gemeinschaft der Individuen entscheidet also indirekt über die Infrastruktur.
Staat
Der Staat bildet das dritte Element in diesem Verbindungssystem. Geformt aus den Individuen des Staates liegt die Aufgabe des Staats im Ausgleich zwischen Individuum, individuell orientiertem System und gemeinschaftlich orientiertem System. Die Verknüpfungspunkte liegen hier einerseits im Bereich der Infrastruktur und andererseits im Ausgleich der Mängel und Überschüsse aus Diensten und Produkten des individuellen und des gemeinschaftlichen Systems. Der Staat kann somit an fünf Punkten agieren:
1. Staatliche Infrastruktur
Der Staat stellt Infrastruktur aus gemeinschaftlichen und individuellen Diensten und Produkten zusammen. Die Polizei ist dafür ein gutes Beispiel.
2. Individuelle Infrastruktur
Der Staat hat die Möglichkeit die individuelle Infrastruktur zu steuern. Steuern oder Fördermittel wären ein Beispiel. Das Ziel sollte hier sein, die Erzeugung von Mängeln und Überschüssen zu vermeiden. Überschüsse sind in dieser Hinsicht jene Leistungen, die weder der erzeugenden Infrastruktur durch Reinvestition, der handelnden jur. Person durch Ausgleich und Wachstum und dem Individuum durch die Erfüllung von Zielqualitäten zum Vorteil gereichen. Welche Zielqualität kann einem Individuum erfüllt werden, wenn statt 15 dann 16 Millarden Euro im Portfoliowert stehen?
3. Gemeinschaftliche Infrastruktur
Der Staat hat ebenso die Möglichkeit die gemeinschaftliche Infrastruktur zu steuern. In diesem Fall ist die Steuerung durch gesetzliche Vorgaben geeignet, die zum Beispiel festlegen, dass eine gemeinnützige Gesellschaft, die einen Fahrzeugpool für eine Gemeinde stellt und organisiert, staatliche Flächen ohne Gegenleistung nutzen darf. Analog zur individuellen Infrastruktur sind auch hier Überschüsse und Mängel auszugleichen. Wird z.B. staatliche Infrastruktur durch zuviele abgestellte Fahrzeuge beeinträchtigt? Werden Zielqualitäten durch den Fahrzeugpool erreicht?
4. Dienst- und Produktausgleich
Dem Staat muss es freistehen Mängel oder Überschüsse an Diensten und Produkten zum Ausgleich in das jeweils andere System oder das eigene System zur Stärkung der Staatsinfrastruktur zu leiten. Wenn zum Beispiel eine Firma bestohlen wurde, so stellt der Staat auf Basis der Steuerzahlungen der Firma polizeiliche Untersuchungen an. Die Firma ist dazu berechtigt, da sie Leistungen in Form von Steuern an den Staat erbringt. Der Staat wiederum erzeugt die Infrastrukturleistung der Polizei. Als weitergehenden Schritt könnte die Polizei nun einen Überschuss einer Druckerei dazu verwenden, die Druckerei als Ausgleich Plakate mit Phantombildern drucken zu lassen, während der Beschäftigungsmangel einer Genossenschaft dazu verwendet wird, die mangelnd beschäftigten Genossen mit der Verteilung der Plakate zu beauftragen.
5. Randfunktionen
Über die drei Systeme hinaus muss der Staat mit Vorgabe der virtuellen Infrastruktur Wege bestimmen und kontrollieren, die den Fluß von Individuen, jur. Personen, Diensten und Produkten in und aus den Systemen überwachen und ausgleichen. Das Handeln individueller jur. Personen von außerhalb des 3er-Systems muss durch eben jenen Ausgleich so gelenkt werden, dass Mängel und Überschüsse kontrollierbar bleiben und der Einfluß auf das System von Außen dieses nicht instabil werden lässt.
Fassen wir also nochmal zusammen. Individuelle und gemeinnützige jur. Personen müssen getrennt voneinander agieren. Das Individuum muss entscheiden können welcher Form jur. Personen es seine Leistung zuordnet, oder ob es beiden Leistungen zuordnet. Für Staat(S), Individuum(I), individuelle (IJP) und gemeinnützige jur. Personen (GJP) muss eine Infrastruktur bestehen. S, IJP und GJP müssen Infrastruktureigentümer sein können. Das Individuum muss IJP oder GJP sein um Infrastruktureigentümer zu sein. Privateigentum ist somit auch immer Eigentum einer individuellen juristischen Person. Gemeinschaftseigentum ist immer Eigentum einer GJP. Staatliche Infrastruktur ist Eigentum des Staates. IJP und GJP nutzen Infrastruktur um Dienste und Produkte zu erzeugen, die einen zielqualitativen Vorteil für Infrastruktur, jur. Person oder Individuen erzeugen. Erzeugung von Diensten oder Produkten, die nicht zum Erreichen einer Zielqualität führen oder erforderlich sind, sind durch den Staat als Überschussleistung zu beschränken (z.B. durch Steuern). Dem Staat muss es freistehen Überschussleistungen zum Mangelausgleich oder zur Infrastrukturförderung zu verwenden, oder Überschüsse in einem effektiven Bereich zu fördern um Mängel auszugleichen. Außeneinfluss auf das System muss durch ausgleichende und beschränkende Maßnahmen eingeschränkt werden.
wie drückt sie so etwas konkret aus? Auf der Individuellen Seite steht ein offener Markt, auf dem jedes Individuum als Gruppe aus Individuen oder allein als jur. Person agieren kann. Der Staat nimmt auf diesem Markt eine normierende und ausgleichende Funktion ein. Der Ausgleich funktioniert primär über die Lenkung durch Überschussbegrenzung. Ganz pragmatisch bedeutet das, dass wenn eine Firma die gewonnen Gelder weder in die eigene Infrastruktur (Reinvestition), noch in die Verbesserung der Zielqualitäten der Angestellten (mehr Gehalt, mehr Urlaub etc.), oder in die Erfüllung der Zielqualitäten von Individuen (Senkung der Preise für Kunden, bessere Qualität etc.) steckt, so ist dieser Überschuss zum Mangelausgleich (z.B. als Spende an gemeinnützige jur. Personen) zu verwenden. Kriegt die Firma das nicht hin, so muss sie besteuert werden, um sie in dem System in dem die Firma ja agieren will, ausgleichend dorthin zu bewegen wo sich ihre Mitbewerber im Markt bewegen. Eigentlich so, wie es im Moment die meiste Zeit läuft, nur dass die Lenkungsfunktion nicht funktioniert. Das System müsste das Wachsen am Markt nach oben hin bremsen, und dafür die Wurzeln stärken. Wenn ein Baum ohne Wurzeln nach oben schiesst, dann fällt er bei der kleinsten Brise, und das System in dem er steht muss ihn halten. Firmen hingegen, die das System in dem sie agieren stärken statt es auszunutzen, wären in dieser Hinsicht zu bevorteilen, denn auf der gemeinschaftlichen Seite ergeben sich ähnliche Abläufe. Wenn dem Individuum nämlich eine sicherere und fairere individuelle Leistung möglich ist, so besteht die Möglichkeit auch gemeinnützige Leistungen zu vollbringen. Leistungen, die Dienste und Produkte schaffen, die keinen Marktwerkt besitzen, jedoch Mängel auf der individuellen Seite des Systems ausgleichen. Marktwirtschaftlich ist die Versorgung hilfsbedürftiger Menschen ein großes Problem. Entfällt jedoch die finanzielle (individuell motivierte) Komponente, so sind Individuen in der Lage ehrenamtlich Flüchtlinge zu versorgen, staatliche Infrastruktur so zu nutzen, dass mehrwertige Dienste entstehen und sogar eigene Infrastruktur (z.B. Verteilernetzwerke für Kleidung) zu schaffen. Warum also zwei Systeme und dazwischen noch eines?
Damit dem Markt das gemeinnütige Handeln nicht im Weg steht und dem Gemeinwohl nicht der Markt, denn nicht jedes Handeln im Nutzen des Systems an sich ist gemeinnützig, genauso wie nicht jedes gemeinnützige Handeln wirtschaftlich ist. Der wichtigste Schritt ist es, wirtschaftliche und viele quantitative Elemente aus der gemeinschaftlichen Seite des Systems zu entfernen. Ebenso, wie gemeinschaftliche Betrachtungen aus dem Markt entfernt werden müssen. Es muss möglich werden, dass ein Bäcker seine alten Brötchen einfach spenden darf, genauso wie es möglich sein sollte, nachhaltig wirtschaftend individuellen Gewinn aus einer Bäckerei zu erwirtschaften. Womit wir wieder bei der Suppenanalogie wären. Ein System in dem Geldwerte auf einem stabilen Markt gehandelt werden, wo Ideen und Arbeit zu individuellem Erfolg beitragen, und auf der anderen Seite ein System in dem die einzelne Arbeit ein Gemeinschaftsprojekt ohne Geldwert und ohne Geld ist. In dem jeder Bedürftige oder Kranke und jeder Aktive den gleichen Anspruch auf die Früchte gemeinsamer Arbeit und die Nutzung der gemeinsamen Infrastruktur hat.Ein System, das Sicherheit und Gemeinwesen erzeugt. Dazwischen ein Staat der ausgleicht, die Systeme voreinander schützt, sie miteinander verbindet und als gemeinsamer Rahmen und Außenfassade agiert.
In meinem nächsten Blog werde ich auf einige konkrete Möglichkeiten zur Realisierung eingehen.
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