Mit dem bevorstehenden Wahlkampf ist es
für das Otto-Normal-Zahnrad mal wieder an der Zeit sich seiner Rolle
als Zahnrad in der Bundesmaschine bewusst zu werden. Einer Maschine,
die mit ihren kleinen und großen, roten, braunen, schwarzen und
weißen Zahnrädern, ihren einheimisch gefertigten und aus fremden
Maschinen stammenden Zahnrädern, ihren Zahnrädern aus Plastik,
Blech, Holz und in manchen Fällen aus Gold, Platin oder Diamant eine
ziemlich vielfälte Maschine ist. Eine Maschine in der sich die Räder
so schnell drehen, dass ihr Schwung soviel produziert, dass es auch
noch für andere Maschinen reicht. Aber leider auch eine, in der ein
Teil der Zahnräder eigentlich nicht mehr gebraucht wird.
Gerade unten, am Boden der Maschine, wo
die Zahnräder Öfen antrieben, Teig kneteten oder Schweißgeräte
antrieben, drehen die Zahnräder jetzt oft frei, gerade wenn sie
älter sind, oder beim besten Willen nicht mehr an andere Plätze
passen. Ihren Platz haben in vielen Fällen schon Elektromotoren
eingenommen, die zufrieden summend ihr Tagwerk für etwas Strom tun.
So drehen die Räder dort also frei und setzen im verzweifelten
Versuch Nutzen und Wert zu finden braunen Rost an. Vielleicht auch
aus Angst, dass billigere fremde Zahnräder ihren Platz einnehmen,
oder dass die bunten und (noch) gebrauchten Zahnräder weiter oben in
der Maschine neben ihrem Nutzen und Wert auch gleich noch über ihr
Leben und Handeln bestimmen und sie am Besten auch noch ausbauen
lassen, und sie in einer billigen Pappschachtel verrotten bis sie auf
den Schrott kommen. Ein Schicksal, dass sie mit den fremden
Zahnrädern teilen, die blutverschmiert und von Kugeln und Messern
zerkratzt, in ebenso billigen Papierbooten über ein Meer geschwommen
kommen um dann durch eine Wareneingangsprüfung zu gehen, die den
meisten Zahnrädern nur ein schlechtes Zeugnis ausstellen kann, weil
ihr Gewinde nicht passt, oder die Zahnräder anders sind, oder sie
nach einer anderen Norm gefertigt oder betrieben werden. Sicherlich
sind zwischen diesen Zahnrädern auch jene, die passen, oder passend
gemacht werden können. Doch bleiben viele in Wareneingangslagern
liegen und können froh sein, wenn sie ab und an Verwendung an einer
alten Kehrmaschine finden, obwohl sie in ihrer Herkunftsmaschine ein
ein treibendes Zahnrad im Verwaltungssapparat waren.
Ein Verwaltungsapparat, wie er auch in
der Bundesmaschine vorhanden ist. Ein Apparat, der lenkt und steuert,
was die Maschineninfrastruktur aus Achsen und Leitungen, aus Hebeln
und Zahnradfräsen so treibt. Die all den Zahnrädern erlaubt sicher
an ihrem Platz zu sitzen und ihrem Nutzen und Wert nachzukommen, die
kontrolliert, ob aus den Abluftöffnungen nicht mehr heraus kommt als
es das Betriebshandbuch erlaubt ist, und überwacht, dass kein
Zahnrad in seiner Freizeit als Reichsrad an tragenden Elementen der
Maschine herumschleift. Ein Apparat mit Getriebe, das einen Teil der
Leistung an andere Stellen trägt, und dafür nicht immer gern
gesehen ist. Insbesondere bei großen Zahnrädern aus Edelmetallen
führt das dann doch immer mal zu Schlupf und Leistungsverlusten, die
dann durch die kleineren Zahnräder aufgefangen werden müssen. Doch
egal ob mit Schlupf oder ohne, das Betriebshandbuch der Maschine
sieht vor, dass die Zahnräder auch die Maschine lenken sollen.
Da aber jedes Zahnrad an seinem Platz
bleiben soll, damit die Maschine weiter laufen kann, können
Ersatzzahnräder bestimmt werden. Diese sollen je nachdem ob sie
linksdrehend, rechtsdrehend, schnell-, langsam-, vorwärts- oder
rückwärtslaufend die Interessen der Zahnräder vertreten, die sie
in die Stadt- oder Gemeindelager, an die Kreiskurbeln oder in die
Pleuelsäle des Landes wählen. Dort drehen sie sich dann in
Koalition oder Opposition, und versuchen möglichst jene Versprechen
zu realisieren, die sie an diese Stellen gebracht haben. Böse Zungen
behaupten dabei, dass der Ablauf dieser Vorgänge oft genug nur mit
viel Schmiermittel vonstatten geht, und dass sich im Hintergrund noch
ganz andere Interessensritzel verbergen. Daher liegt es auch an den
kleinen Zahnrädern immer zu schauen, was in den Lagern, Kreiskurbeln
und Pleuelsälen so passiert, damit sich nicht erst verfilze Fusseln
in diesen wichtigen Maschinenteilen verfangen. Eine Aufgabe, die
mindestens genauso wichtig ist, wie die Akteure dieses
Regierungsapparats zu kennen.
Zum Glück werden die Zahnräder meist
nicht einzeln gewählt, sondern in Baugruppen, wodurch entsprechend
der technischen Daten der Baugruppe, Ziele und Handlungsweisen recht
gut darstellbar sind. Da haben wir die Koalitionsbaugruppen.
Einerseits die CDU, ein altes behäbiges Schwungrad, dass sich vom
Schwung anderer Räder ernährt, und so den Eindruck bei den
Wahlrädern erweckt ein perpetuum mobile zu sein, mit dem die Welt
immer so sein wird wie das 08/15-Zahnrad es kennt. Im Moment dreht es
sich um eine rautenförmige Achsöffnung, die liebevoll auch die
"Mutti" genannt wird. An der gleichen Achse hängt, neben
Verzahnungen mit den großen goldenen Zahnrädern an der Spitze
vieler Produktionsapparate, auch das CSU-Rad, dass sich in der Regel
recht lautlos mitdreht, und meistens nur dann erkennbar wirkt, wenn
das nur im Süden gezahnte Zahnrad greift, und die Seehofer
Bierzelt-Jukebox antreibt, die aber irgendwie immer nur braune
Shellackplatten mit Volksliederaufnahmen aus den 1930ern spielt. Über
die Koalitionskupplung sind die Beiden auch direkt mit der SPD
verbunden. Diese setzt sich aus vielen ehemaligen Arbeitszahnrädern
zusammen, die in der Zeit als die SPD-Baugruppe zusammengebaut wurde
auch die Interessen der einzelnen Zahnräder im Sinn hatten. Doch
leider bremst sie auch das schlechte Gewissen immer wieder ab, denn
egal wie sich das ehemalige Arbeiterrad auch dreht, es kriegt die
Zahnräder in den unteren Ebenen der Maschine einfach nicht dazu sich
so zu drehen, wie sie es müssten. Ob da vielleicht das neueste
Zahnrad besser greift? Es wird sich zeigen, denn das große alte
Schwungrad steht schon bereit auch dem neuesten Rad seinen Schwung zu
nehmen. Ebenso wie die Oppositionsbaugruppen. Da wäre das
AfD-Konstrukt, das sich für den Weg nach oben mit einem Panzer aus
braunen Zahnrädern, gewaltbereiten langen Klauen und populistischen
lügenbereiten Saugnäpfen ausgestattet hat. Über all dem liegt der
Deckmantel des völkischen Zusammenhalts, während die Zahnräder im
Inneren schon ihre kleinen Öfen der Vereine und Stiftungen anwerfen
um sich mit dem zu vergolden was sie auf dem Weg abreißen können,
koste es was es wolle. Dabei deuten sie immer schreiend auf die
Feinde von außen, damit die rostigen Zahnräder und Klauen sich
nicht nach innen wenden. Auf der anderen Seite der Maschine werkelt
das Konglomerat der Linken, von denen ein Viertel unten gegen
tragende Teile der Maschine tritt, ein Viertel auf einer
rosaluxemburgroten Wolke neben der Maschine schwebt und kontempliert
welche Gleichschaltung der Zahnräder denn dem
kommunistisch-sozialistischen Ideal entspräche und die restliche
Hälfte, die sich über die andere Hälfte aufregt. Dann gibt es den
Grünen-Flaschenzug, der sich über viele verschlungene Wege an
Juteseilen an der Maschine nach oben zieht, dann aber auf halber
Strecke stoppt um Plakate mit seinen Idealen zu entfalten. Dass dabei
Teile der Maschine nach unten fallen, und von einem aus dem Nebel
schallenden "Das ist nur zu eurem Besten!" begleitet auf
den Boden der Tatsachen (und die weiter unten liegenden
Maschinenteile) prallen, gehört dabei einfach dazu. Es geht auch das
Gerücht um, dass sich irgendwo in der Bundesmaschine eine kleine
gelbe Baugruppe namens FDP dreht, allerdings muss diese erst einmal
wieder ihren Schwung finden, denn nachdem sie ihre Westerwelle
verloren und die CDU-Schwungscheibe ihnen den letzen liberalen
Schwung genommen hat, hat eigentlich kaum noch jemand von ihr gehört.
Nachdem nun die wichtigsten Baugruppen
vorgestellt wurden, bleibt dem Zahnrad nur noch eines: seine Pflicht
zu erkennen, immer wachsam darauf zu schauen, was die gewählten
Vertreter tun, das Betriebshandbuch zu achten und am Ende jene zu
wählen, die das eigene Gewissen, die eigenen Werte und Normen und
die Maschine vertreten in dem es sich frei und produktiv drehen will.